Hallux valgus / sog. Großzehenballen

 Unter einem Hallux valgus versteht man den zur Außenseite schief stehenden Großzeh. Er ist die häufigste Fehlstellung am Vorfuß. Durch das Ausbilden eines sogenannten Ballens am inneren Fußrand kommt es vor allem in geschlossenen Schuhen zu zunehmenden Druckproblemen bis hin zu offenen Wunden und chronischen Entzündungen. Der große Zeh verdrängt die daneben liegenden Zehen und legt sich manchmal sogar darunter oder darüber. Dies führt oft zu weiteren Fehlstellungen am Fuß.

Ursache für diese Veränderung ist das Abweichen des 1. Mittelfußknochens nach innen, so dass das Großzehengrundgelenk immer weiter nach innen verlagert wird. Bei dem entstehenden Ballen handelt es sich in Wirklichkeit also um das verschobene Mittelfußköpfchen. Der Großzeh wird aber durch Muskeln und Bänder daran gehindert, sich mit nach innen zu verlagern und stellt sich deshalb quer. Er wird sozusagen nach außen gezügelt. Die dadurch verursachte Verlagerung der Streck- und Beugesehnen führt zu einer weiteren Verstärkung der Fehlstellung.

 

Die Art der operativen Behandlung richtet sich zum einen nach dem Ausmaß der Fehlstellung, die in einem Röntgenbild unter Belastung gemessen werden kann. Zum anderen sind aber auch die Stabilität des Fußwurzelgelenks, die Stellung des Rückfußes (Ferse) als auch Faktoren wie Begleiterkrankungen, körperlicher Allgemeinzustand und soziale Komponenten (z.B. Beruf) entscheidend. Ziel aller Operationsmethoden ist neben der wieder geraden Ausrichtung des Großzehs und der Entfernung des Ballens die Rückverlagerung der Sehnenverläufe in eine gerade Richtung. Insbesondere dadurch soll ein Wiederkehren der Fehlstellung verhindert werden. Im Folgenden möchten wir Ihnen die häufigsten Operationsmethoden hierfür vorstellen. Welche genau für Ihren Fuß in Frage kommt, muss individuell geklärt werden. Es gilt: Hallux valgus ist nicht gleich Hallux valgus!

 

Bei allen Methoden wird die Zügelung des Großzehengrundgliedes am Grundgelenk gelöst, um eine gerade Ausrichtung der Großzehe zu ermöglichen. Hierdurch kann auch die Zugrichtung der Sehnen schon zum Teil korrigiert werden.

 

Operationen:


Die Chevron- oder Austin-Osteotomie (= die Häufige):

Bei noch nicht weit fortgeschrittenen Abweichungen kann durch Verschieben des Mittelfußköpfchens eine wieder Geraderichtung des Großzehs erreicht werden. Hierzu wird der 1. Mittelfußknochen V-förmig durchtrennt und das Köpfchen wieder zu den anderen Mittelfußknochen hingeschoben. Anschließend wird die Stellung durch eine Schraube fixiert. Hierdurch richtet sich der Großzeh wieder gerade aus und die Sehnen ziehen wieder in gerader Richtung.

 

Basisnahe Osteotomien (z.B. nach Meyer-Scarf oder Ludloff):

Mit dieser Methode können auch größere Abweichungen korrigiert werden. Der 1. Mittelfußknochen wird hierbei näher im Bereich der Basis und über eine längere Strecke durchtrennt. Durch Umschwenken bzw. Verschieben des köpfchentragenden Anteils in Richtung des 2. Mittelfußknochens kann der Winkel zwischen beiden normalisiert werden. Der Großzeh richtet sich dann wieder gerade aus. Befestigt wird die Osteotomie durch Schrauben.

 

Lapidus-Arthrodese oder TMT-1-Arthrodese:

 Bei großen Abweichungen des 1. Mittelfußknochens oder bei Instabilität (d.h. Überbeweglichkeit) des Gelenks zwischen Fußwurzel und 1. Mittelfußknochen kann eine Versteifung dieses Gelenks sinnvoll sein. Dies erschreckt Patienten oft. Allerdings ist es so, dass dieses Gelenk normalerweise durch Bänder und die Gelenkkapsel ganz straff geführt ist und nur geringe Wackelbewegungen zulässt. Eine Versteifung hat also keine Nachteile für die Abrollbewegung beim Laufen. Eine erhöhte Beweglichkeit dieses Gelenks wird zudem als eine häufige Ursache für die Entstehung eines Hallux valgus angesehen. Ist es dadurch schon zu einem Einknicken im Bereich der Ferse, also zu einem leichten Knickfuß gekommen, ist diese Operation die erfolgversprechendeste im Hinblick auf die Korrekturmöglichkeiten und das Rezidivrisiko.




vorher: belastete Röntgenaufnahme des Fußes mit ausgeprägtem Abweichen des ersten Strahls nach innenseitig.

Korrektur über eine korrigierende Versteifung des Gelenkes zwischen Fußwurzel und erstem Mittelfußknochen.



In diesem Verfahren werden die entsprechenden Gelenkflächen von Knorpel befreit und die Knochen in korrigierter Stellung aufeinander gestellt. Manchmal wird dazu noch ein kleiner Knochenkeil aus dem Fußwurzelknochen entfernt, um die korrekte Stellung zu erreichen. Danach werden die Knochen mit einer Schraube und einer winkelstabilen Platte miteinander verbunden, damit sie knöchern verwachsen. Aus zwei Knochen wird dadurch einer. Dieses Verfahren kann ggf. auch mit einer Chevron-Osteotomie oder eine Akin-Osteotomie kombiniert werden.

 

Akin-Osteotomie:

Manchmal kann durch die o.g. Verfahren keine ganz korrekte Stellung erreicht werden. Insbesondere die Ausrichtung der Sehnenzüge kann diesen weiteren Eingriff erforderlich machen. Hierzu wird am Großzehengrundglied ein kleiner Keil aus dem Knochen entfernt und der entstehende Winkel geschlossen. Die Osteotomie wird durch eine Schraube oder eine Klammer fixiert. In den meisten Fällen handelt es sich bei der Akin-Osteotomie um einen zusätzlichen Eingriff im Kombiation mit anderen Korrekturmethoden.

 

Praxisklinik mit ambulantem OP-Zentrum