Der Knick-Senkfuß = Pes planovalgus
im Volksmund auch Plattfuß genannt. Beim Knick-Senkfuß kommt es zu einem Einknicken der Ferse in X-Stellung (Pes valgus) und gleichzeitig zu einem Abflachen des Fußgewölbes auf der Innenseite (Pes planus). Infolge dessen weicht der Vorfuß nach außen ab. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Sie reichen von einem altersentsprechenden Übergangsstadium über angeborene Veränderungen an der Fußwurzel und allgemeine oder neurologische Erkrankungen bis zum erworbenen Knick-Plattfuß des Erwachsenen.
Der kindliche Knick-Senkfuß
Beim noch kleinen Kind ist der Knick-Senkfuß physiologisch, das heißt normal. Wenn das Kleinkind beginnt zu laufen, ist der Fuß noch sehr weich und flexibel, die Muskulatur noch nicht kräftig ausgebildet. Das führt dazu, dass der Rückfuß einknickt. Zudem täuscht ein Fettkörper unter dem innenseitigen Fußlängsgewölbe einen Plattfuß vor, der tatsächlich gar nicht besteht. Es kann bis zum Eintritt ins Schulalter dauern, bis sich der Fuß aufrichtet und ein regelrechtes Fußgewölbe ausbildet.
Wichtig ist: der kindliche Plattfuß ist bis auf wenige Ausnahmen nicht behandlungsbedürftig! Insbesondere braucht er in der Regel keine Einlagen. Um die Ausbildung der Fußmuskulatur zu fördern, ist es im Gegenteil notwendig, die Füße taktilen Reizen auszusetzen und sie aktiv zu benutzen. Dies erreicht man durch häufiges Barfußlaufen, auch auf „unbequemem“ Boden, oder durch „Fußspiele“. Den Fuß durch ein Fußbett oder Einlagen zu schonen ist dabei genauso hilfreich, wie einen Arm durch Anlage eines Gipses kräftigen zu wollen. Auch passendes Schuhwerk ist wichtig – dabei dürfen auch die Hausschuhe im Kindergarten nicht vergessen werden. Die Schuhe sollten nicht zu groß und nicht zu klein sein. Das gilt für die Länge, aber auch für die Breite. Die Schuhsohle sollte gut biegsam in allen Ebenen sein. Das ist übrigens oft keine Frage des Preises.
Wenn Sie unsicher sind, wie die Füße Ihres Kindes zu bewerten sind, stellen Sie uns Ihr Kind gerne vor.
Der Knick-Senkfuß beim Schulkind
Kommt es bis zum Eintritt des Schulalters nicht zu einer spontanen Korrektur des Knick-Senkfußes, sollte das Kind einem Fußchirurgen vorgestellt werden. Durch eine strukturierte Untersuchung und eine Röntgenaufnahme können das Ausmaß der Fehlstellung sowie die möglichen Ursachen abgeklärt werden. In Abhängigkeit davon wird dann über das weitere Vorgehen entschieden. Manchmal kann einfach noch weiter abgewartet werden oder es kommen sogenannte propriozeptive Einlagen zu Einsatz. Diese bewirken über taktile Reize eine Aktivierung der Fußmuskulatur, ähnlich wie Fußgymnastik, die ebenfalls erfolgreich sein kann.
In manchen Fällen, vor allem wenn die Kinder Beschwerden haben, ist aber auch eine operative Maßnahme notwendig. Beispielhaft wird hier die subtalare Arthrorise als die häufigste und einfachste beschrieben.
Am häufigsten handelt es sich um einen flexiblen, d.h. beweglichen Knick-Senkfuß, bei dem das Sprungbein bei Belastung im Stand vom darunterliegenden Fersenbein nach innen „herunter rutscht“. Dadurch kommt es zu einem Verlust des Fußlängsgewölbes und zum Einknicken der Ferse. Zudem schwenkt der gesamte Vorfuß nach außen, wodurch ein charakteristisches Gangbild entsteht.
Operative Behandlung (die subtalare Arthrorise)
Sinn der subtalaren Arthrorise ist, das Herunterrutschen des Sprungbeins zu verhindern. Hierfür wird über einen kleinen Hautschnitt von ca. 1,5 cm ein kleiner „Dübel“ in einen bereits vorbestehenden Kanal zwischen Sprung- und Fersenbein eingelegt. Dadurch wird das Einknicken der Ferse blockiert und über unwillkürliche sensomotorische Rückkopplung die Aufrichtung des Fußes bewirkt. Der Fuß wird so in seinem weiteren Wachstum gelenkt. Nach ca. 2 – 3 Jahren, wenn der Fuß ausgewachsen ist, kann das Implantat ohne Korrekturverlust wieder entfernt werden. Die Kinder sind durch das Implantat nicht beeinträchtigt und können uneingeschränkt Sport treiben. Die Operation ist sehr einfach durchführbar und hat ein nur minimales Risiko, der Effekt ist aber oft enorm.
Typischerweise wird der Eingriff zwischen dem 8. und 12. Lebensjahr durchgeführt. Aber, obwohl das Verfahren eigentlich für den kindlichen Plattfuß entwickelt wurde, wird es inzwischen zunehmend auch mit Erfolg bei Erwachsenen durchgeführt - auch wenn der Effekt der Wachstumslenkung hier natürlich nicht mehr erzielt werden kann.
Der erworbene Knick-Senkfuß des Erwachsenen
Kommt es im Erwachsenenalter zu einem meist auch zunehmenden Knick-Senkfuß, liegt die Ursache in der Regel in einer Instabilität des Fußskeletts, die im Laufe des Lebens nicht mehr von den stabilisierenden Sehnen kompensiert werden kann. Dies gilt insbesondere für die Tibialis-posterior-Sehne. Sie stabilisiert das Fußgewölbe auf der Innenseite. Diese Form des Pes planovalgus ist oft mit Schmerzen im Verlauf der Sehne im Bereich des Innenknöchels verbunden. In der Frühphase können hier Einlagen hilfreich sein, die ein Einsinken des Fußgewölbes verhindern und dadurch die Sehne unterstützen.
Hat die Sehne jedoch bereits Schaden genommen, ist eine Operation nötig. Dies muss daher durch weiterführende Diagnostik geklärt werden. Dann muss das Operationsverfahren genau festgelegt und mit Ihnen besprochen werden. Neben dem Zustand der Sehne spielen dabei auch Begleiterkrankungen sowie berufliche und private Umstände eine Rolle.