Das Ganglion (Überbein)
Definition
Ganglien (Überbeine) sind die häufigsten, gutartigen Schwellungen im Bereich des Handgelenkes und der Hand.
Ganglien gehen von Gelenkkapseln und/oder Sehnenscheiden aus. Es sind kugelförmig,-ovale, teilweise sackförmige Gebilde mit einem Stiel (ähnlich einem Luftballon und seiner Tülle), der sie mit einer Gelenkkapsel oder einer Sehnenscheide verbindet.
Sie sind mit einer mehr oder weniger flüssigen bis gallertartigen, meist klaren Substanz gefüllt. Bei der Untersuchung entsteht so der Eindruck eines Wasserkissens oder einer prall-elastischen Schwellung.
Ganglien sind immer gutartig!
Anatomie
Ganglien können an allen Gelenken und Sehnenscheiden von Handgelenk und Hand auftreten, es gibt jedoch bevorzugte Lokalisationen:
Übergang Handgelenk - Handwurzel streckseitig
Übergang Handgelenk - Handwurzel beugeseitig
Handrückenbereich
ausgehend von Strecksehnenscheiden (als sog. Hygrom)
Langfingergrundgelenke: beugeseitig (als sog. Ringbandganglion)
Langfingerendgelenke:streckseitig (als sog. Mukuszysten)
Ursachen
Eine eindeutige Ursache kann man nicht angeben, diskutiert werden Verletzungen, Verschleißerscheinungen oder anlagebedingte lokale Schwachstellen der Gelenkkapseln oder der Sehnenscheiden.
Die in Gelenk oder Sehnenscheiden unter mehr oder weniger starkem Druck stehende Flüssigkeit kann im Bereich von Schwachstellen der Gelenkkapseln oder Sehnenscheiden "hervorquellen" und das Ganglion füllen.
Zeichen und Symptome
Die Größe des Handgelenks-Ganglion ist unterschiedlich, bis zu 5cm groß, häufig um 1-2 Zentimeter.
Je nach Lokalisation und Größe können unterschiedliche Beschwerden auftreten. Die Schmerzen können unabhängig von der Größe (auch kleine Ganglien können weh tun) auftreten. Nicht selten ist der Schmerz das erste Zeichen eines noch nicht sichtbaren, entstehenden Ganglions.
Die Bewegungseinschränkung: abhängig von Schmerz und Größe des Ganglions, insgesamt jedoch selten.
Kosmetische Störung: in Abhängigkeit von Größe und Lage des Ganglions.
Das Ringband-Ganglion ist eher klein. In der Regel nicht über 1 cm Durchmesser. Schmerzen sind typisch.
Häufig ist der Druckschmerz beim Greifen (z.B. des Lenkrades). Die Bewegungseinschränkung ist anhängig von der Größe und dem Schmerz, jedoch selten.
Die Mukuszyste ist in der Regel
0.5 - 1.0 cm. Die Schmerzen sind unabhängig von der Größe des Ganglions. Meist ist der Schmerz jedoch begründet in der ursächlichen Arthrose des betroffenen Fingerendgelenkes. Die Bewegungseinschränkung ist verursacht durch die Arthrose. Je nach Lage der Zyste zur Nagelwurzel entsteht ein mehr oder weniger deutliches Nagelfehlwachstum.
Die Größe der Strecksehnenhygrome schwankt. Sei können jedoch wesentlich größer als Ganglien werden als herkömmliche Ganglien. Die Beschaffenheit ist im Gegensatz zu den Ganglien eher weich und elastisch. Die Schmerzen treten unabhängig von der Größe, insgesamt aber eher selten auf. Bewegungseinschränkungen sind selten.
Kosmetische Störungen je nach Größe und Lage.
Diagnostik
In der Regel sichern die typische Vorgeschichte (Anamnese) und die Untersuchung mit Feststellung der beschriebenen Symptome die Diagnose.
Die Haut über dem Ganglion ist in der Regel gut verschieblich. Das Ganglion selbst hängt der Gelenkkapsel oder der Sehnenscheide fest an und ist kaum verschieblich. Nur bei längerem Stiel eines Ganglions kann eine größere Verschieblichkeit vorliegen.
Die Größe der Ganglien kann zu- und abnehmen, zeitweise können sie spontan kleiner werden und auch dauerhaft verschwinden.
Eine endgültige Diagnose ist nur möglich durch Punktion des Tumors mit Gewinnung der typischen Flüssigkeit oder durch die operative Entfernung mit feingeweblicher Untersuchung. Die feingewebliche (histologische) Untersuchung ist erforderlich, da auch andere gutartige und sehr selten (!) bösartige Tumoren wie ein Ganglion erscheinen können.
Eine Röntgenuntersuchung der betroffenen Region, ggf. auch der Gegenseite in zwei Ebenen sind vor einer Operation erforderlich.
Beim Rezidiv-Ganglions und auffälligen Röntgenaufnahmen ist eine MRT Untersuchung erforderlich!
kleines Handrückenseitiges Ganglion im MRT
Therapie
konservativ
Eine Punktion ist möglich und wird häufig durchgeführt. In deutlich über 50 % der Fälle muß mit einem Wiederauftreten gerechnet werden! (Der Schlag mit der Bibel auf das Ganglion ist historisch)
Die Ruhigstellung mit einer Gipsschiene kann eine Besserung der Schmerzen, selten eine Rückbildung des Ganglions bewirken.
operativ
Bei Schmerzen und/oder Bewegungseinschränkung, sowie bei kosmetischer Behinderung ist die Indikation zum operativen Vorgehen gegeben.
Schmerzen bei Handgelenksganglien können nicht in allen Fällen auf das Ganglion zurückgeführt werden, eine andere Ursache sind zum Beispiel Kapsel - Band - Instabilitäten. In solchen Fällen verschwinden oder bessern sich die Schmerzen durch die Operation nicht.
OP-Risiken (insgesamt sehr selten) Blutungen und Wundinfektionen sind sehr selten, eine verbleibende
Bewegungseinschränkung ist meist vorübergehend und die Schädigung gesunder Nachbarstrukturen (Nerven, Sehnen, Blutgefäße...) sehr selten. Auch bei korrekter OP-Technik und Nachbehandlung muß in 10% - 20% der Fälle mit einem Wiederauftreten an gleicher Stelle gerechnet werden.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Operation schmerzfrei durchzuführen. In Lokaler Betäubung, in Teil- oder Vollnarkose.
Die Operation eines Ganglions erfolgt in der Regel ambulant, d. h. die Patienten können nach der Operation wieder nach Hause entlassen werden.
Operationstechnik
Um das Infektionsrisiko zu senken, wird die Haut desinfiziert, das OP-Feld wird mit sterilen Tüchern abgedeckt.
Über einen kleinen Hautschnitt im Verlauf der Hautspaltlinien wird das Ganglion dargestellt und unter sicherem Schonen der Gefäß-, Nerven- und Sehnenstrukturen vollständig entfernt. Die Basis, der „Stiel“ wird dargestellt und an der Einmündung zum Gelenk/zur Sehnenscheide abgesetzt.
Selten müssen zusätzliche entzündliche Veränderungen des Sehnengleitgewebes (Synovialis) entfernt werden. Kontrolle der oberflächlichen Nervenäste auf Unversehrtheit und schichtweiser Wundverschluß.
Steriler Verband und elasto-kompressiver Wickel, ggf. mit Gipsschiene.
Die Arthroskopie und die arthroskopische Entfernung des Überbeines am streckseitgen Handgelenk ist bei uns heute die Routine. Dabei wird über vier kleine Schnitte (5-6mm) das Ganglion von "Innen" entfernt. Gerade bei Ganglien kleiner als Walnußgröße ist diese Technik sehr clever, das sie die Erkrankung an der "Wurzel" packt und auch den Stiel des Ganglions entfernt.
Verlauf
Der Patient geht nach der OP nach Hause, die Finger, insbesondere der Daumen sollen bewegt, jedoch nicht belastet werden. Am 1. oder 2. Tag nach der OP erfolgt der erste Verbandwechsel. Bei Gips, diesen für fünf bis sieben Tage. Tragen des elasto-kompressiven Verbandes für 10-12. Tage, dann Fädenentfernung.Am Tag nach dem Entfernen der Fäden ist ein Verband nicht mehr nötig.
Beginn mit regelmäßigen (3-4 x tgl.) Übungen im kalten Wasser (ggf. unter Zusatz von Eiswürfeln). Kälte reduziert die Schwellung, nimmt den Schmerz.Patienten, die Kälte nicht vertragen, nehmen lauwarmes Wasser. 5 Tage nach dem Entfernen der Fäden Beginn mit der Narbennachbehandlung: Narbe 4-5 x tgl. mit Vaseline, Melkfett oder Ringelblumensalbe dünn einreiben (massieren), die Narbe wird weicher, weniger schmerzhaft und besser belastbar.
Krankengymnastik und/oder Ergotherapie sind selten erforderlich, werden aber bei Auftreten von Bewegungseinschränkungen eingesetzt. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit beträgt in der Regel 3- max. 4 Wochen.
Nachbehandlung: In der Regel besteht nach der OP von Handgelenksganglien 3 - 4 Wochen nach der OP wieder Arbeitsfähigkeit. Ein Rückgang der vom Ganglion ausgehenden Schmerzen kann in manchen Fällen ausbleiben (s.o.). Nach der OP von Ganglien im Handgelenksbereich können Schmerzen und Bewegungseinschränkung in Abhängigkeit von Bewegung und Belastung noch für einige Wochen anhalten, die Dauer der Arbeitsunfähigkeit wird hierdurch meist nicht beeinflußt.
Nach der OP von Strecksehenenhygromen und Ringbandganglien sind die Schmerzen in aller Regel verschwunden, 2 - 3 Wochen nach der OP besteht Arbeitsfähigkeit und die Patienten können wieder voll belasten.
Narbenbeschwerden verschwinden weitgehend innerhalb der ersten 6-8 Wochen. Nach 3-6 Monaten klagen die Patienten nicht mehr über Narbenschmerzen. Ihren endgültigen Zustand hat die Narbe allerdings erst etwa 12 Monate nach der OP erreicht.