Stoßwellentherapie
Physikalisch gesehen sind Stoßwellen akustische Wellen, die bei explosionsartigen Vorgängen entstehen – zum Beispiel bei Blitzschlägen oder Sprengstoffexplosionen. Sie zeichnen sich durch einen abrupten Druckanstieg aus, der sich ausbreitet und so Energie auf entfernte Orte übertragen kann. Diese Energie entfaltet ihre Kraft, wenn die Stoßwelle auf ein Hindernis trifft und sich nicht weiter ausbreiten kann.
Die Medizin macht sich diese Wirkung zu Nutze.
Hier werden Stoßwellen meist elektromagnetisch erzeugt. Wie eine solche therapeutische Stoßwelle wirkt, ist von drei Faktoren abhängig:
• erstens von der Energiemenge, die freigesetzt wird,
• zweitens von der Zahl der verabreichten Impulse und
• drittens von den Wechselwirkungen, die mit dem beschallten Gewebe entstehen.
Generell gilt: Je höher die abgegebene Energiemenge ist und je mehr Impulse verabreicht werden, desto stärkere Wirkungen entfalten sich im Gewebe. Bei einer medizinischen Behandlung werden diese Parameter individuell eingestellt, um einerseits so viel Wirkung wie nötig zu erzielen und gleichzeitig möglichst wenig Schaden zu verursachen.
Therapeutische Stoßwellen können in tiefer gelegenen Körperregionen gezielt Energie freisetzen, ohne die darüber liegende Haut, Fettgewebe oder Muskeln zu beschädigen.
Wirkungen der Stoßwellentherapie
- Förderung des Knochenwachstums
- Förderung der Durchblutung (Vaskularisierung)
- Bildung von Wachstumsfaktoren
- Gewebeneubildung und Regeneration
- Förderung der Wundheilung
- Linderung von Schmerzsyndromen
- Verkürzung von Rehabilitationszeiten
Die Wirksamkeit von Stoßwellentherapie wurde inzwischen in vielen wissenschaftlichen Studien nachgewiesenen.
Molekularmedizinische Untersuchungen der Stoßwellenwirkung haben gezeigt, daß die Anwendung von Stoßwelle auf Knochengewebe die Bildung knochenbildender Hormone, sogenannter Knochenwachstumsfaktoren (BGF), fördert. Diese Knochenwachstumsfaktoren führen als Signal im Gewebe zur Bildung neuer Knochenzellen.
Am bekanntesten ist der Einsatz von Stoßwellen zum Zertrümmern von Nierensteinen. Hierzu werden Schallwellen mit hoher Energie außerhalb des Körpers erzeugt, gebündelt und zielgenau in den Körper geleitet. Treffen die Wellen auf den harten Nierenstein, setzen sie ihre Energie frei - der Stein wird zerstört. Die ausgezeichnete Wirksamkeit und Sicherheit von Stoßwellen zur Therapie von Nierensteinen ist wissenschaftlich erwiesen.
Zu den orthopädischen Krankheiten, die am häufigsten mit Stoßwellen behandelt werden, zählen
• der Tennisarm und Golfarm oder -ellenbogen (Epicondylitis humeri radiales et ulnaris),
• die Plantarfaszienentzündung (Fasziitis plantaris) mit oder ohne Fersensporn und
• die Kalkschulter (Tendinosis calcarea).
Bei orthopädischen Krankheiten sollen die Stoßwellen ihre Wirksamkeit entfalten, indem sie das erkrankte Gewebe reizen. Dabei regen sie komplexe Vorgänge an, die Durchblutung und Zellstoffwechsel im Gewebe fördern. So sollen Heilungsprozesse begünstigt und Schmerzen verringert werden.
Verkalkungen können aufgelöst und abgenutzte Gewebsanteile neu belebt werden. Dies läßt die Beschwerden in den allermeisten Fällen abklingen.
Durch die Fokussierung von hochenergetischen Stoßwellen wird die maximale Energie im Zielgebiet gebündelt. Die Eindringtiefe und die Größe des Zielgebietes lassen sich verändern und können somit genau den unterschiedlichen Erkrankungen und Körperregionen angepasst werden.
Welche Erkrankungen können mit der fokussierten Stoßwelle noch behandelt werden?
• Tendinitis calcarea der Schulter (sog. Kalkschulter)
• Epicondylitis (sog. Tennisarm/Golferellenbogen)
• Tendinitis der Patellarsehne (schmerzhafte Reizung der Patellarsehne)
• Achillodynie, Tendinitis der Achillessehne (schmerzhafte Reizung der Achillessehne)
• Plantarfasziitis, Fersensporn (Sehnenentzündung im Ansatzbereich am Fersenbein)
• Pseudarthrosen (verzögerte oder ausbleibende Heilung von Knochen)
• Triggerpunktbehandlung (Behandlung schmerzhafter Muskelverspannungen)
Wie läuft die Behandlung mit der fokussierten Stoßwelle ab?
Für die Behandlung benutzen wir ein spezielles Piezo-Wave Gerät, hier werden die Stoßwellen piezoelektrisch erzeugt.
Nach Auftragen des Kontaktgels wird der Therapiekopf aufgesetzt und das Behandlungsareal mit Stoßwellen „beschossen“.
Hierbei werden je nach Erkrankung und Körperregion 2000-4000 Impulse abgegeben. Deren Stärke läßt sich während der Behandlung individuell anpassen.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Nach der Behandlung mit der fokussierten Stoßwelle kann es zu einer Rötung und einer leichten Überwärmung im therapierten Bereich kommen.
Auch leichte Schwellungen sind in einzelnen Fällen möglich.
Kühlen mit Eis- oder Kältebeuteln schafft hier schnelle Abhilfe.
Sollten die Schmerzen nach der Behandlung kurzfristig zunehmen, können vorübergehend Schmerzmittel eingenommen werden.
Die Erfolgsaussichten der fokussierten Stoßwellentherapie
Bei den meisten Patienten tritt nach einigen Wochen eine Besserung der Beschwerden ein. Eine erste Nachuntersuchung erfolgt 6-10 Wochen nach Ende der Behandlung.
Sind die Beschwerden nach der Erstbehandlung gelindert, aber noch nicht vollständig geheilt, so kann eine zweite, in seltenen Fällen auch eine dritte Behandlung angeschlossen werden.
Insgesamt liegt die Erfolgsrate nach fokussierter Stoßwellentherapie bei 65 bis 80%, je nach Erkrankung.
Bei einigen Patienten kommt es zwar zu einer Verringerung der Beschwerden, aber es tritt keine völlige Beschwerdefreiheit ein.
Einige wenige Patienten sprechen gar nicht auf die Behandlung an.
Wann wird die fokussierte Stoßwellentherapie nicht angewendet?
• Bei akuten schweren Entzündungen im Behandlungsgebiet
• Bei bösartigen Veränderungen (Tumoren) im Behandlungsgebiet
• Bei Schwangerschaft
• Bei Patienten mit Herzschrittmacher
• Bei Marcumareinnahme
Kostenübernahme
Für die oben genannten "Hauptindikationen" übernehmen die meisten Privaten Krankenversicherer die Kosten.
Die gesetzlichen Unfallversicherer (Berufsgenossenschaften) übernehmen auf Anfrage immer häufiger die Kosten bei der Behandlung von nicht heilenden Knochenbrüchen.
Von den gesetzlichen Krankenkassen wird die Stoßwellentherapie meist noch nicht erstattet. Sie kann den Patienten zwar immer wieder Operationen ersparen, ist weitgehend nebenwirkungsfrei, gehört aber dennoch nicht zum Leistungskatalog.
Trotz nachgewiesener Wirksamkeit der Stoßwellentherapie ist Erstattung in vielen Fällen erst auf Antrag möglich. Im Einzelfall beraten wir sie gerne über Ihre Erstattungsmöglichkeiten oder bereiten mit Ihnen die Beantragung bei Ihrer Krankenkasse vor. In etlichen Fällen wird Stoßwelle als Selbstzahlerleistung durchgeführt.
Stoßwelle ist risikofrei und nebenwirkungsärmer als eine Injektionen oder medimamentöse Behandlung. Daher ist die Stoßwellentherapie unverzichtbarer Teil des Therapiespektrums zur Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates.
siehe auch: