Sehnenscheidenentzündungen und –einengungen

Die Sehnen zum Strecken des Handgelenkes, des Daumens und der Langfinger verlaufen auf Höhe des Unterarmes knapp vor dem Handgelenk in so genannten Sehnenfächern. Teilweise einzeln, teilweise zu zweit oder dritt. Kommt es zum Anschwellen der Sehnen oder des zugehörigen Gleitgewebes, können schmerzhafte Bewegungseinschränkungen resultieren.
Bei fehlender Besserung durch lokale und systemische entzündungshemmende Maßnahmen, einschließlich Ruhigstellung auf Schienen, sollte nicht zu lange mit der Operation gewartet werden. 

Die Therapie der Wahl ist die Operation in regionaler Narkose oder erweiterter Anästhesie des gesamten Armes. Der Eingriff erfolgt ambulant.

Die häufigste Sehnenentzündung auf der Streckseite der Hand ist die


Tendovaginosis stenosans de Quervain

Ähnlich dem schnellenden Finger ist auch diese Sehnenscheidenentzündung auf eine Enge im Bereich der Sehnengleitkanäle zurück zu führen. Sie zeigt sich durch Schmerzen am daumenseitigen Handgelenk. Benannt ist Sie nach dem Berner Chirurgen Fritz de Quervain.

Definition

Die Tendovaginosis stenosans de Quervain ist eine Entzündung der Sehnenscheiden auf der Daumenseite des Handgelenks. Die Strecksehnen der Finger verlaufen auf der Seite des Handrückens in sechs getrennten Sehnenfächern. Bei der Tendovaginosis stenosans de Quervain ist ausschließlich das erste Strecksehnenfach betroffen. In vielen Variationen verlaufen hierin die Sehnen des kurzen Daumenstreckmuskels (M. extensor pollicis brevis) sowie des langen Daumenabspreizmuskels (M. abductor pollicis longus).

Entstehung (Pathophysiologie)

Die Entzündung der Sehnenfächer entsteht häufig durch übermäßige Beanspruchung der Sehnen bei ungewohnten Arbeitsbelastungen.Bei zu großer Beanspruchung der Sehnen kann die Menge des Sehnengleitfilmes nicht mehr ausreichend sein und die Sehnen reiben in ihren Fächern. Durch diesen Reiz schwellen die Sehnenfächer an und engen die Sehnen ein. Als Folge der Entzündung können die Sehnen mit ihren Sehnenscheiden verkleben, was das Gleiten erschwert und die Beschwerden weiter verstärkt.

Symptome und Diagnostik

Die Daumenseite des Handgelenks schmerzt bei Druck und bei Bewegungen der Hand zur Kleinfingerseite. Bei längerem Krankheitsverlauf entwickelt sich auch eine schlauchförmige Schwellung auf der Speichenseite des Handgelenks direkt über dem betroffenen Sehnenfach. Typisch ist auch der Schmerz nach einer Ruhigstellung oden morgens nach dem Aufwachen. „Der Daumen muß erst ein paarmal bewegt werden bis er nicht mehr so stark schmerzt“.
Die Diagnose stellt sich häufig schon nach kurzer Erhebung der Krankengeschichte und kurzer Untersuchung. Eine Röntgenuntersuchung, Ultraschall oder MRT ist häufig nicht nötig kann sehr wohl aber bei nicht ganz eindeutigen Befunden erforderlich werden um eine andere Ursache (Daumensattelgelenksarthrose, eine Arthrose des Handgelenks, Überbeine, seltene Tumoren oder Reizzustände der sensiblen Nerven) der Beschwerden auszuschließen

Therapie

Eine Therapie der Erkrankung sollte zunächst mit Hilfe nichtoperativer Maßnahmen erfolgen. Eine Ruhigstellung des Daumens für einige Tage kann versucht werden. Dies kann durch Anlage einer Schiene oder eines Gipses erfolgen. Diese Maßnahme kann gegebenenfalls mit der Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten kombiniert werden. Eine weitere Option ist das Einspritzen von Kortison direkt in das Strecksehnenfach. Wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind und keine Besserung eintritt, sollte eine Operaton in Betracht gezogen werden.

Operation

Die Operation erfolgt in der Regel ambulant unter Verwendung einer örtlichen oder regionalen Betäubung. Ziel ist das mechanische Problem zu beseitigen. Über einen kleinen Hautschnitt wird das Strecksehnenfach dargestellt und im Anschluß der Länge nach gespalten. Nach Hautnaht und sterilem Verband wird lediglich ein elastischer Wickel angelegt. Ein Gips-/Gipsschienenbehandlung ist nicht erforderlich. Im Gegenteil! Der Daumen soll immer wieder bewegt werden, damit sich keine Verklebungen der entzündeten Sehne mit der Umgebung/Narbe ausbilden. Je nach Ausprägung der gefundenen Entzündung muß für einige Tage ein entzündungshemmendes Medikament eingenommen werden.

Besonders muss dabei auf einen oberflächlichen Ast des Speichennervs geachtet werden, der im Bereich des Operationsgebietes verläuft. Bei vielen Patienten läuft die Sehne des kurzen Daumenstreckers in einem eigenen kleinen Kanal innerhalb des Streckfaches. Dieser muss dann zusätzlich geöffnet werden. Nachdem das problemlose Gleiten der Sehnen überprüft wurde, kann mit dem Verschluss der Operationswunde begonnen werden.
Nach der Operation werden Handgelenk und Daumen mit einem dicken Verband gestützt. Die Finger müssen jedoch sofort nach der Operation normal bewegt werden, um ein Verkleben der Sehnen in ihren Sehnenscheiden zu verhindern. Die Operationswunde sollte durch den Arzt kontrolliert werden. Die Hautfäden können am 14. Tag nach der Operation entfernt werden.


Mögliche Komplikationen

Allgemeine Komplikationsmöglichkeiten sind Verletzungen anderer Strukturen wie z.B. Blutgefäße, Nerven oder Sehnen, Blutergüsse, Wundinfektion, Auftreten von Blutgerinnseln in Beinen oder Lunge (Thrombose, Embolie), Entwickung eines chronisch regionalen Schmerzsyndroms (sehr selten).
Spezielle Komplikationsmöglichkeiten sind Vernarb- ungen im Bereich der freigelegten Sehnen, Rezidiv (Wiederauftreten der Erkrankung) und Irritation des oberflächlichen Speichennervs.


Prognose

Die Prognose ist gut, d.h. nach der Operation sollten die Beschwerden komplett verschwunden sein und auch nicht wieder auftreten. Je nach Beanspruchung der Hand/Hände, sollte nach 3 Tagen bis 3 Wochen eine Arbeitsfähigkeit wieder erreicht sein.

 


Bilder:

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Praxisklinik mit ambulantem OP-Zentrum